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Meralgia paraesthetica

Meralgia paraesthetica – Nervenschmerz am äußeren Oberschenkel


Schmerzen am äußeren Oberschenkel und in der Leistengegend werden meist oft rasch als muskuläres Problem abgetan. Hält der meist brennende oder kribbelnde Schmerz jedoch an, kann es ein Zeichen dafür sein, dass das Nervenengpass-Syndrom Meralgia paresthetica vorliegt. Rund drei von zehntausend Menschen sind pro Jahr davon betroffen. Leider ist die Meralgia paresthetica dennoch weitgehend unbekannt und wird nur selten gleich diagnostiziert.

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Ursache für Schmerzen am Oberschenkel


Eine Meralgia paraesthetica (auch Bernhardt-Roth Syndrom oder Inguinaltunnel-Syndrom) gilt als dritthäufigstes Engpasssyndrom und damit als mögliche Ursache für anhaltende Schmerzen im äußeren und vorderen Oberschenkelbereich. Besonders häufig tritt die Meralgie in der Altersgruppe 30 bis 40 auf und oft im Zusammenhang mit Diabetes, Schwangerschaft und Übergewicht auf. Die Schmerzen entstehen hierbei meist spontan.

Die Ursachen für die Entstehung können mechanischer oder metabolischer Natur sein: Als mechanische Gründe gelten zu enge Kleidung, rasche Gewichtszunahme und erhöhter Druck im Bauchraum. Metabolische Ursachen sind vorwiegend Diabetes und Alkohol geschuldet. Eine weitere, seltenere Ursache kann eine iatrogene Verletzung sein, also durch einen chirurgischen Eingriff verursacht (z. B. bei Osteotomien).

Symptome und Diagnose einer Meralgia paresthetica


Die Meralgie ist trotz ihrer Häufigkeit unter Medizinern relativ wenig bekannt. Deshalb werden viele Fälle nicht unmittelbar richtig diagnostiziert und therapiert. Die Diagnose erfolgt in erster Instanz klinisch, anhand der typischen Symptomatik, und wird mithilfe des hochauflösenden Nervenultraschalls unterstütz und präzisiert.

Die für die Erkrankung typischen Schmerzen treten in Form von so genannten Parästhesien auf, d.h. als oberflächliche, stechende, brennende oder kribbelnde Schmerzen (oft als „Ameisenlaufen“ beschrieben) am äußeren – vorderen Oberschenkel, im Bereich zwischen Hüfte und Knie. Betroffene können die Schmerzen meist gut lokalisieren, wodurch die Diagnose durch den Arzt klinisch gestellt oder zumindest vermutet werden kann. Eine weiterer Hinweis ist eine Verstärkung des Schmerz’ bei Druckausübung auf das Inguinalband und oftmals beim nach hinten Strecken des Beins oder beim Sitzen.

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Ein wichtiger Schritt im Diagnoseprozess ist immer auch die Differenzialdiagnose, also der Ausschluss anderer Ursachen. Denn trotz typischer Schmerzempfindung am äußeren Oberschenkel kann die Schmerzursache woanders sitzen. Da der schmerzverursachende Nerv (Nervus cutaneus femoris lateralis) relativ weitläufig ist – er entspringt in der Wirbelsäule, zwischen den Lendenwirbelkörpern L2 und L3, verläuft dann im Bauchraum nach unten und über die seitliche Leiste nach vorne aus – kann das Problem an mehreren Bereichen verortet sein: So können die genannten Symptome etwa auch durch Bandscheibenvorfälle und Radikulopathien (Reizungen der Nervenwurzeln) ausgelöst werden.

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Um typische lokale Ursachen festzustellen und die Problemstelle genau zu lokalisieren, wird heutzutage der hochauflösende Nervenultraschall eingesetzt.

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Genaue Diagnose mittels Nervenultraschall und Test-Blockade


Die Schwierigkeit die exakte Ursache der Meralgie zu finden ist dem anatomisch unterschiedlichem Verlauf des Nervus cutaneus femoris lateralis geschuldet. So kann der Nerv z. B. im Inguinalband, darunter oder darüber verlaufen bzw. nahe oder fern des Beckenknochens. Je näher der Nerv am Knochen verläuft, desto eher entsteht ein Problem, da er an dieser Stelle aufgerieben werden kann. Bei älteren Patienten oft verstärkt durch Osteophyten am vorderen Anteil der Darmbeinschaufel. Mittels modernem hochauflösenden Nervenultraschall kann der Nerv genau verfolgt und die Problemstelle exakt lokalisiert werden.

Zur zusätzlichen Abklärung kann eine ultraschallgezielte Test-Infiltration vorgenommen werden, während der der Nerv für kurze Zeit betäubt wird. Tritt eine deutliche Schmerzlinderung in dieser Zeit ein, ist die Meralgie-Vermutung bestätigt. Auch der Erfolg eines etwaig notwendigen späteren chirurgischen Eingriffs kann durch die Test-Blockade abgeschätzt werden. Dass eine positive Test-Blockade bessere OP-Ergebnisse verspricht, wurde bereits mehrfach in Studien bewiesen.

Ultraschallgezielte Kortisoninjektion Trigger Finger

Therapie mit konservativen Mitteln


Ein chirurgischer Eingriff ist allerdings nur in den wenigsten Fällen notwendig. 85 bis 90 Prozent der Patienten mit Meralgia paraesthetica können nach korrekter Diagnose mit konservativen Maßnahmen erfolgreich therapiert werden. Die exakte Ursache für die Schmerzen ist bei der Therapieplanung stets ausschlaggebend, weshalb auch mechanische Probleme (z. B. Druck auf den Nerv durch zu enge Kleidung, Übergewicht) im ersten Schritt beachtet werden müssen.

Folgende Therapien kommen zur Anwendung:


Konservative Therapie

ultraschallgezielte lokale Infiltration (z. B. mit Kortison)

physikalische Medizin (z. B. Physiotherapie, Massage etc.)

medikamentöse Schmerztherapie

als letzte Instanz: der chirurgischer Eingriff

Chirurgischer Eingriff: Neurolyse oder Neurektomie


In etwa 10 Prozent der Fälle ist ein chirurgischer Eingriff die einzig wirklich wirksame Therapie: Es wird entweder eine Neurolyse, eine Freilegung des Nervs, vorgenommen oder eine Neurektomie, eine Durchtrennung des Nervs. Mit der Neurektomie wird die Schmerzleitfähigkeit in 70-80% effektiv beendet, allerdings verliert der Nerv auch seine Empfindsamkeit zur Gänze und der äußere-vordere Oberschenkel wird taub. Da der Nervus cutaneus femoris lateralis ein rein sensibler Nerv ist, der Haut und Unterhautgewebe versorgt, hat die Neurektomie jedoch keinerlei Einfluss auf die Motorik.

Ein Problem, das sich, wie neueste Studien zeigen, während der chirurgischen Behandlung ergeben kann, ist die Schwierigkeit, den Nerv unmittelbar zu finden. Durch die unterschiedlichen anatomischen Verläufe des Nervs ist dieser nicht immer gleich zu finden. Hier kommt wieder der hochauflösende Nervenultraschall ins Spiel: Im Ultraschall ist es möglich, den Nervenverlauf ganz genau zu markieren, mittels Farbmarkierung an der Haut oder mit kleinen Drahthäkchen. An ihnen kann sich der Chirurg orientieren und besonders präzise und schonend operieren. Diese Vorgehensweise kann das nicht zu vermeidende chirurgische Weichteiltrauma bedeutend reduzieren.

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